Was machen Sie, wenn Sie eine Weihnachtskugel an den Christbaum hängen wollen ? Weihnachtskugeln aufhängen ist eigentlich ganz einfach oder ? Sie bücken sich, nehmen die Kugel aus der Kiste, passen auf, sie nicht fallen zu lassen, stellen sich gerade hin und hängen die Kugel an den Zweig.

 

Tanja, eine Ergotherapeutin und ihre Kollegin Stéphanie, eine Physiotherapeutin lächeln als sie die Frage stellen. Die Auflösung des Rätsels folgt einige Sekunden später : Sie müssen viele feinmotorische Prozesse erledigen. Greifen, bücken, sich aufrecht hinstellen, das Gleichgewicht halten, nichts fallen lassen und vieles mehr sind Prozesse an denen viele Muskeln, Sehnen, Gehirnzellen, Nerven usw. beteiligt sind. Einem Gesunden fällt das nicht schwer, aber wenn eine Beeinträchtigung vorliegt, sind auch Dinge wie den Weihnachtsbaum schmücken eine Herausforderung.

Die TherapeutInnen bei Hëllef Doheem unterstützen Menschen mit einer Beeinträchtigung sowohl zuhause als auch in den Tageszentren. Und wie Sie bereits gelesen haben tun sie das mit viel Charme und Phantasie. Die lokalen Begebenheiten werden ebenso in die Übungen eingebaut wie die Jahreszeiten und die Feste. So wird Christbaumschmücken zum Training der Feinmotorik, im Frühling dann eher das Ostereierfärben. „Wie kann ich erreichen, dass der Klient wieder seinen Lieblingstätigkeiten nachgehen kann ?“ ist eine der wichtigen Fragen. „Wie kann der Mensch wieder malen, wieder Klavier spielen, wieder am Computer tippen ?“.

Die TherapeutInnen der Stiftung arbeiten um das Wohlbefinden, die Beweglichkeit und die Feinmotorik der KlientInnen zu fördern oder zu erhalten, je nach individuellem Bedarf und Situation. Das Klischee „Massagen und Basteln“ ist sicher zu kurz gegriffen, die Angebote an Aktivitäten sind auf den Klienten abgestimmt und angepasst und sehr wohl ein wichtiges Training. Der Unterschied zwischen den 2 Disziplinen ist in der häuslichen Pflege fließend, pauschal kann man aber sagen, dass Stéphanie als Physiotherapeutin für Gangschule, Massagen, Mobilitäts- und Bewegungstraining zuständig ist. Tanja als Ergotherapeutin kümmert sich mehr um technische Hilfsmittel und Anpassungen der Wohnsituation der Klienten. Auch das Training der Feinmotorik fällt in ihr Gebiet. Oft können kleine Anpassungen große Verbesserungen bewirken. Neben der alltäglichen Arbeit mit älteren Klienten, die eine Bewegungseinschränkung haben, sind beide Teil der pluridisziplinären Teams von Hëllef Doheem, die in speziellen Situationen zum Einsatz kommen. Hierzu zählen unter anderem die Pflege von Kindern mit Einschränkung oder Behinderung, Pflege von Menschen nach schweren Unfällen aber auch die palliative Pflege. Selbstverständlich kommen die TherapeutInnen auch zum Einsatz bei neurologischen Krankheitsbildern wie Parkinson, Multipler Sklerose oder Ähnlichem.

Tanja und Stéphanie betonen die Wichtigkeit der Kommunikation im ganzen Prozess. Viele Klienten haben auch ein großes Redebedürfnis und so ist Zuhören ein wichtiger Teil des Berufs. „Wir sind in vielen Hinsichten eine Ressource für die Klienten, aber auch für die Pfleger“ betonen beide.

Das andere Einsatzfeld der Therapeutinnen ist nämlich die kollegiale ­Beratung der Pflegenden bei Hëllef Doheem. Die TherapeutInnen schulen in Hebetechniken und stehen mit Rat und Tat zur Seite um die richtigen Hilfsmittel in jeder Situation zu finden. Bei schwer mobilisier­baren Klient­Innen oder auch bei architektonischen Problemen im Haus ist ihre Hilfe viel gefragt. Zusammen mit den KlientInnen und ihren Angehörigen finden sie so die beste Lösung für eine gute Pflege die rückenschonend für alle ist.

Das Alter der KlientInnen ist ganz unterschiedlich, im Moment ist der jüngste Klient wenige Monate alt und die älteste Klientin ist über 100 Jahre. ­Stéphanie und Tanja betonen, dass sie diese Vielfalt sehr zu schätzen wissen. „Auch wir können so immer Neues erfahren und lernen. Sowohl von den Jüngeren, wie von den Älteren.“
Das Christbaumschmücken, haben beide versichert, ist auch dieses Jahr fest eingeplant.